Ein Thema bewegt mich schon länger und immer wieder – mal mehr oder mal weniger intensiv. Es ist die „Wertschätzung“ meiner Blogbeiträge und das gleiche gilt auch für meine Kolleginnen/Kollegen. Anders als Wertschätzung kann ich es gerade nicht beschreiben. Mir fällt kein besserer Begriff dazu ein.
Mein Gefühl ist, dass keiner Lust hat, mehr als zwei Klicks zu tun, um zu einem Rezept zu gelangen. Am liebsten bitte alles auf dem Silbertablett servieren! Da kommt zum Beispiel bei Instagram ganz oft die Frage als Nachricht, wo denn das Rezept zu finden ist. Dabei ist bei mir jedes Rezept (wenn es in ganz seltenen Fällen nicht direkt dabei steht) über einen Link in meiner Biographie zu finden. Darüber gelangt man zu vielen Bildern, die man nur noch anklicken muss, um direkt zum Blogbeitrag zu kommen. Aber selbst diese „Mühe“ möchten sich viele nicht mehr machen. „Kannst Du mir das Rezept nicht einfach als Nachricht schicken?“. NEIN. Ich könnte, aber ich möchte es nicht. Und dann sehe ich solche Bilder:
Ich mache mir sehr viel Arbeit mit meiner Internetpräsenz. Und das neben meinem Hauptberuf als Schulsekretärin. Ich habe niemanden neben mir, der mir die Rezepte entwickelt. Der die Texte schreibt. Der mir die Fotos macht. Der Updates installiert. Der sich um die Buchführung kümmert. Der für Rezepte einkaufen geht. Ich mache alles ALLEINE. Und ich mache es gerne. Zumindest meistens. Es passiert so viel im Hintergrund, wovon Ihr Leser nichts mitbekommt und auch eigentlich nicht mitbekommen sollt. Es ist nicht nur mit Backen und Fotos machen getan. Selbst mein Mann, der es ja ziemlich nah mitbekommt, wundert sich, wieviel Arbeit ein Blog macht. Und ich habe noch nicht einmal einen sehr großen Blog! Da wird noch mehr im Hintergrund gearbeitet als bei mir (denke ich zumindest).
Das Rezept muss vielleicht mehrmals gebacken werden, bis es perfekt gelingt. Bilder müssen bearbeitet werden, bis ich zufrieden bin. Obwohl ich das nicht im großen Stil tue, sondern schon versuche, beim Fotografieren so nah wie möglich an mein gewünschtes Bild zu kommen. Bildbearbeitungsprogramme muss man erst mal kaufen. Jahrelang habe ich eine alte Version von LightRoom genutzt, weil die CD bei meiner Kamera dabei war. Nach einem neuen PC funktioniert diese nicht mehr. Und LightRoom müsste ich monatlich im Abo kaufen. Ich habe viel recherchiert, denn auch diese 10 Euro im Monat muss ich erst mal erwirtschaften. Letztlich bin ich zu einer anderen Software (Darktable, wenn es Euch interessiert) gelangt, die kostenlos ist.
Nur mit den Kosten für die Bildbearbeitung ist es noch nicht getan.
Beispiele? Jeden Monat fallen 99 Cents für meine Domain an. Peanuts, aber es läppert sich mit der Zeit. Der DSGVO-konforme Cookie-Banner will mit knapp 30 Euro im Jahr bezahlt werden. Der Hosting-Anbieter möchte bezahlt werden, damit ich überhaupt einen Platz in den Weiten des Internets habe. Hier ist es mir wichtig, dass ich einen Anbieter habe, dessen Server in Deutschland stehen und den ich bei jedem noch so kleinen Problem zu Rate ziehen kann. Das ist mir etwas mehr Geld durchaus wert. Butter bei die Fische, wir reden hier von über 200 Euro im Jahr. Zudem gönne ich mir den „Luxus“, zumindest Pins auf Pinterest automatisiert zu veröffentlichen. Und zack, wieder geht ein dreistelliger Betrag weg. Das geht schneller als man schauen kann.
All das muss ich natürlich erst einmal erwirtschaften!
Und wie tut man das als Blogger? Mit Werbung und Kooperationen. Die man als solche auch kennzeichnen muss. Wenn dann zum Beispiel bei Instagram ein Kommentar kommt wie „Schon wieder Werbung?“, sehe ich mich fast in der Pflicht, mich dafür zu rechtfertigen. Wobei es eigentlich jedem klar sein sollte, dass ein Blog sich nicht durch Luft und Liebe finanziert. Also zwinge ich mich dazu, mich nicht zu rechtfertigen. Mein Blog, meine Party!
Anfragen von Firmen, ob ich für ein Butter- oder Käsepaket einen Blogbeitrag mache inklusive Rezept, Fotos und Social Media lehne ich in 99 % der Fälle ab. Bei dem verbleibendem 1 % handelt es sich dann um Freunde oder sehr gute Bekannte, für die ich auch das mache. Wie oft reagieren Firmen verwundert auf meine Absage. Es wäre doch eine Win-Win-Situation für beide, wenn sie mich verlinken. Nein ist es nicht! Denn mit Butter kann ich keine Miete bezahlen. Ganz davon abgesehen, dass ich die Butter sogar versteuern muss! So lange Firmen aber immer wieder jemanden finden, der für Produkte arbeitet, wird diese Masche auch nicht verschwinden. So lange wird ehrliche Arbeit weiter nur in seltenen Fällen entsprechend entlohnt werden. Was auch mein „Überleben“ von Jahr zu Jahr schwieriger macht. Ich kann jeden meiner Kollegen/Kolleginnen verstehen, die sich diesem Druck nicht mehr aussetzen möchten und das Handtuch werfen.
2018 im Zuge der DSGVO sind viele tolle Blogger in der Versenkung verschwunden, weil es ganz viel umzusetzen gab, wenn man rechtssicher – oder zumindest weitestgehend rechtssicher – im Internet auftreten möchte. Auch ich war kurz davor aufzugeben. Nur durch die Überredung von lieben Menschen gibt es Meine Torteria immer noch. Viele Abende habe ich mit Hilfe der lieben Kathy bis in die Nacht hinein meinen Blog zu einer eigenen Domain umgezogen und mir WordPress komplett neu aufgebaut. Und das obwohl ich damals der Meinung war, ich sei zu alt für so was. Wir haben es geschafft. Heute bin ich fast komplett in der Lage, Probleme und Fehler auf meinem Blog selbst zu beheben und frage Kathy nicht mehr so viel wie früher um Rat und Hilfe.
„Warum steht vor und hinter dem Rezept bei Dir so viel Text? Wer will das alles lesen?“
Die Frage ist wenig wertschätzend. Wer macht sich die Arbeit und schreibt und schreibt und schreibt, wenn es nicht sein muss? Hier gehe ich davon aus, dass vielleicht nicht jeder so flott wie ich auf der Tastatur unterwegs ist, die es in der Lehre vor vielen Jahren gelernt hat, blind mit 10 Fingern zu schreiben. Um von Google überhaupt gesehen zu werden, muss ein Beitrag mindestens 300 Wörter haben. Und da zählt das eigentliche Rezept nicht mit, wenn man es in einer schönen Form zum Ausdrucken anbietet. Wer nicht viel lesen möchte und nur das Rezept sucht, dem kann geholfen werden. Ganz oben gibt es einen Button, der Euch direkt zum Rezept bringt. Zumindest bei den neueren Rezepten (seit 2018). Wem auch das zu viel „Arbeit“ ist, dem kann ich nicht helfen.
Und ja, ich richte mich nach Google. Auch wenn ich selbst Google fast nie nutze, ist es doch die führende Suchmaschine weltweit. Die alten Rezepte nehme ich mir sporadisch einmal vor und ändere sie entsprechend ab. Nur die alten Bilder, die lasse ich ganz bewusst drin. Denn entgegen der Meinung vieler war es bei mir ein Lernprozess bis die Bilder so aussahen, wie sie es heute tun. Ich hatte nicht von Anfang an eine gute Kamera und auch gar nicht den Wunsch danach. Und ich blogge immerhin schon seit November 2012.
Bis Ihr einen Blogbeitrag lesen könnt, sind für mich einige Stunden an Planung, Arbeit und Aufbereitung vorausgegangen. Grob geschätzt dauert bei mir ein Blogbeitrag, bis er auf dem Blog erscheint, gut und gerne 6 Stunden (Minimum). Das betrifft nur meine Back-Posts. Ich weiß jetzt schon, dass dieser Beitrag nicht SEO-perfekt für Google sein wird. Dafür kommt zum Beispiel das Wort „Hintergrundinformationen“ viel zu selten vor….
Alles das, was Ihr auf meinem Blog lest, bekommt Ihr kostenlos. Ich nehme mir nicht viele amerikanische Blogger zum Vorbild, die sich zum Beispiel mittels Patreon für Content bezahlen lassen. Das kommt für mich nicht in Frage. Von daher ist meine „Bezahlung“ Wertschätzung.
Wertschätzung in Form von Likes, Kommentaren, Abos auf Social Media und Interaktion.
Diese „Bezahlung“ kostet Euch nichts und zeigt mir, dass Euch meine Beiträge gefallen. Im besten Fall habt Ihr die Rezepte nachgebacken und sie haben Euch geschmeckt. Vielleicht haben sie Euch so gut geschmeckt, dass Ihr sie weiterempfohlen habt. Das wäre das allerschönste Lob. Wenn Euch ein Rezept nicht gelungen ist, schreibt mir auch das in einen Kommentar. Konstruktive Kritik hilft mir, es in Zukunft besser zu machen! Auch Kritik wird bei mir in den Kommentaren freigeschaltet, sofern sie nicht unter die Gürtellinie geht. Wie zum Beispiel bei meinem Ananas Cheesecake. Der Beitrag war einer der wenigen, die politisch „angehaucht“ sind. Das macht mich natürlich angreifbar, weshalb ein Kommentar unterhalb der Gürtellinie nie das Licht der Welt auf meinem Blog erreichte. Zumal es nicht um das Rezept ging, sondern um meine Einstellung.
Hinzu kommt, dass die Algorithmen von Instagram, Facebook und Co. es einem „normalen“ Blogger immer schwerer macht, gesehen zu werden. Wer nicht die Zeit hat, täglich tolle Reels zu posten, wir immer weniger angezeigt. Hatte ein Beitrag vor wenigen Jahren noch mehr als 1000 Likes, kann ich heute froh sein, wenn der gleiche Käsekuchen zum Beispiel mehr als 100 Likes bekommt!
Das nimmt einem sehr die Freude an SOCIAL Media.
Ich poste bei Instagram im Feed in der Regel 3 x die Woche. Dass das nicht immer neue Rezepte sein können, ist wohl logisch, sodass ich mich in meinem eigenen Archiv bediene. Dazu kommen noch ein paar Stories – mehr geht zeitlich nicht. Was auch ein Grund ist, warum ich nicht zusätzlich bei Threads oder Tiktok bin.
Das soll es an Hintergrundinformationen aber jetzt gewesen sein. Wenn Ihr bis hierhin mitgelesen habt: DANKE dafür!
Ihr habt Fragen? Gerne in die Kommentare damit. Und es soll auch nicht als Jammern bei Euch ankommen. Es zwingt mich keiner zum Bloggen. Ich mache das hier immer noch freiwillig! Für wie lange – das kann ich heute wirklich noch nicht sagen. Dieser Beitrag soll nur dazu dienen, Euch mal ein kleines bisschen hinter die Kulissen schauen zu lassen.
In diesem Sinne: „Cake it easy“, Eure
10 Kommentare
Herzlichen Dank für den so informativen, spannenden Beitrag!
Danke für die Rezepte. Nicht alle werde ich nachkochen, aber die Stachelbeertorte auf jeden Fall!
So gerne schaue ich mir Koch-Backblogs an, lese fast alle Texte und bekomme so viele tolle Rezepte für meine Küche.
Dieser Blog ist in meiner Favoritenliste und bleibt hoffentlich noch lange drin.
Liebe Grüße Maren
Oh danke. Das freut mich riesig.
Stimmt früher war die „Wertschätzung“ höher, da gab es auch noch nicht so viele Blogs und auch untereinander war es allgemein harmonischer. Google sagt aktuell, dass das mit den langen Texten nicht stimmt. Aber die ändern ihren Algorithmus wie andere Unterhosen. Schön, dass du immer noch dabei bist und hoffentlich auch noch lange bleibst.
Ich danke dir, du Mutter aller Foodblogs.
Hi Anja,
Das mit den 300 Wörtern wusste ich nicht. Habe mich (bei anderen Blogs) auch teilweise über so viel bla bla, das eigentlich nichts mit dem Rezept zu tun hat, gewundert.
Insgesamt bin ich aber froh, dass es so schöne Blogs wie deinen gibt! Aktuell ist bei mir back-Flaute, aber wenn sie wieder da ist, komm ich gerne wieder. :) mach weiter so! Alles Liebe!
Schön, dass ich dich „aufklären“ konnte. Schönes Wochenende.
Liebe Anja
Beste käsekuchentante… weisste bestimmt schon wer ich bin. Also normal les ich mir ehrlicherweise die blogbeiträge auch selten durch, aber heute habe ich es getan! Ich habe bis zum Schluss gelesen und ja das hab ich auch gerne gemacht! Also wenn ich einen Käsekuchen weiterempfehle ist es deiner !!! Bis nach Bella Italia ist dein Rezept dafür schon gewandert und jeder liebt deinen zweischichter…
Dass ein Blog so viel kosten mit sich bringt habe ich tatsächlich noch nicht gewusst ! Man wird immer schlauer , danke für die ganzen Infos !!!
Foodbloggern folge ich tatsächlich nicht vielen aber ich versuche immer mal vorbeizuschauen und alles durchzuherzen!!!
Soooodalle jetzt ärgerst du dich nicht mehr über die Schwätzer und bitte schließe deinen Blog nicht ich brauch doch immer wieder dein Rezept ( dass ich immer wieder über deinen Blog aufrufe ) hihi 😜 sonst hättest du ja keinen Besuch mehr von mir ….
Ich drück dich
Natascha
Ciao Bella. Natürlich weiß ich wer di bist! Danke fürs Lesen und Verstehen.
Liebe Anja, danke für deinen Beitrag! Du schreibst mir aus der Seele. Zu diesem Thema kann man wirklich sagen „früher war alles besser“… Zumindest was die Interaktion auf Blogs angeht. Man hat die Artikel persönlicher geschrieben, nicht für Google und es war ein eigenes Netzwerk, das man sich mit Bloggerkollegen aufgebaut hat. Mittlerweile ist so viel Konkurrenzdenken dabei und ich finde es ist alles so schnelllebig geworden. Wie du schreibst, alles soll auf dem Silbertablett und vor allem kostenlos serviert werden… Ich bin gespannt, wie sich die nächsten Jahre diesbezüglich entwickeln.
Liebe Grüße, Bettina
Danke für deinen Kommentar. Und es stimmt leider, dass es früher besser war in Bloggerkreisen. So schade.